Für ihn sind Kirche, Kunst und Kochen eng verknüpft

Nach 38 Jahren im Dienst der Kirche geht Pfarrer Lotz in den Ruhestand

Foto von Pfarrer Lotz

„Ich glaube, ich kann meinen Glauben kochen“, diesen Satz aus dem Mund eines Pfarrers erstaunt ebenso, wie er zur Nachfrage reizt. Kein Wunder also, dass man, wenn Hartmut Lotz anlässlich seiner Ruhestandsversetzung auf sein nunmehr 38-jähriges Berufsleben als Pfarrer der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau zurückblickt, ebenso Spannendes wie Inspirierendes erfährt.

Im Studium musste er seinen Glauben neu buchstabieren

Aus einem Elternhaus stammend, das stark von der gegen den Rationalismus gerichteten Erweckungstheologie geprägt war, musste Hartmut Lotz während seines Studiums in Bethel und Marburg, „seinen Glauben neu buchstabieren“. Das Ziel des gebürtigen Hessen, frischen Wind in die Institution Kirche zu bringen, Kirche zu verändern und verkrustete Strukturen aufzubrechen, prägte nicht nur seinen Berufsalltag als junger Pfarrer, sondern auch sein Engagement in den Gremien der Landeskirche. Hier arbeitete er zum Beispiel in der 9. Kirchensynodes im Reformausschuss  Ende der 1990er Jahre an der Ausgestaltung der mittleren Ebene mit.

Nahe am Menschen sein – am Gemeinwesen mitarbeiten

Aber er war auch mit Leib und Seele Gemeindepfarrer, ab 1990 mit einer 2/3 Stelle in Engelstadt und Bubenheim. Sein Ideal war es weniger eine gefürchtete Respektsperson im Ort zu sein, vor dem die Männer den Hut zogen und die Kinder ängstlich in die Häuser flüchteten („das habe ich zu Beginn meines Berufslebens erlebt“), sondern nahe bei den Menschen zu sein, am Gemeinwesen mitzuarbeiten, sich in Vereinen und kommunalen Gremien zu engagieren. So gründete er im Engelstädter Sportverein die Volleyabteilung mit, führte Regie bei Theaterveranstaltungen der Vereine, spielt Trompete im Posaunenchor der Versöhnungskirche in Ingelheim oder organisierte zum Reformationsjubiläum ein „Dîner en blanc mit Luther“ auf dem Engelstädter Dorfplatz.

Das Schönste: Zeit für die Menschen haben

„Wenn ich morgens zum Bäcker Brötchen holen gehe, dann weiß meine Frau, dass das mehr als fünf Minuten dauern kann“, erzählt Lotz. Denn auf dem Weg durch’s Dorf wird er immer wieder angesprochen. „Das Schönste an meinem Beruf ist“, erklärt der 64-jährige, „dass ich Zeit für die Menschen habe“. Und das spürt man auch, wenn man sich mit ihm unterhält. Dabei hat er neben seiner Gemeindearbeit, die in Engelstadt und Bubenheim von Anfang an nur einen Teil seiner Arbeitszeit umfasste, zunächst an der Schule Religionsunterricht gegeben, dann mit einer 1/3 Stelle die Ökumenische Notfallseelsorge im Landkreis Mainz-Bingen aufgebaut und war seit 2015 auf Dekanatsebene für die Profilstelle für Mission und Ökumene viel unterwegs.

Ultramarin ist seine absolute Lieblingsfarbe

Als Ausgleich, aber auch Inspiration für seinen Pfarrer-Alltag lebt der Theologe immer wieder seine Leidenschaft für die Kunst und das Kochen aus. Schon als Junge künstlerisch begabt und gefördert, entdeckte er im Rahmen des „Sommerateliers“ im Burckhardthaus der EKD in Gelnhausen die „Playing Arts“, eine kreativ-schöpferische Spielbewegung, entwickelt von dem Künstler Christoph Riemer. Aber Lotz arbeitete nicht nur an seiner eigenen künstlerischen Entwicklung weiter (Ultramarin ist übrigens seine absolute Lieblingsfarbe), seine Leidenschaft für die Kunst brachte seinen Gemeindemitgliedern auch manch außergewöhnlich-experimentellen Gottesdienst, Kunstkurse für Kinder wie Erwachsene, eine zeitweilige Kunst-Kirche sowie auch eine große Experimentierfreude beim Kochen ein.

Mit den Konfirmand/innen Glaubensmenü gekocht

„Kirche“, erklärt Hartmut Lotz, „hat wahnsinnig viel mit Kochen zu tun. Es gibt so viele Stellen in der Bibel, wo es um das Essen geht oder gemeinsam gegessen wird.“ Bestärkt wurde der Theologe Lotz in dieser Erkenntnis Anfang der 2000er Jahre durch ein Kochseminar mit dem Titel „Kirche zwischen Küche und Kunst“ bei Torsten Gillert, einem Hamburger Sternekoch und Sohn eines Oberkirchenrats. Einige Jahre später setzte Lotz diese Erfahrung, bei der Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden um. Es war ein Jahrgang, zu dem der Pfarrer zunächst nur schwer einen Zugang fand, also kochte er mit den Jugendlichen, brachte ihnen die Küchen-„Basics“ bei und vermittelte ihnen ganz „nebenbei“ die passenden biblischen Bezüge. Und zur Konfirmation kochte man dann ein Glaubens-Menü, angefangen mit einem bunten Salat und endend mit Smoothies in Regenbogenfarben.

Abschied auf dem Engelstädter Dorfplatz

Die Kunst und das Kochen werden Pfarrer Lotz auch über seine Entpflichtung als Pfarrer am 23. Juni 2024 (14:00 Uhr) auf dem Dorfplatz in Engelstadt begleiten. Derzeit hält ihn noch ein bevorstehender Jugendaustausch der Propstei Rheinhessen und Nassauer Land mit der evangelischen Partnerkirche GMIM in Indonesien in Atem. Die Zeit danach sieht er für sich mit Gelassenheit entgegen und auch um „seine“ evangelische Kirche ist ihm nicht bang: „Diese Kirche wird lebendig bleiben. Aber sie muss irgendwann aufhören, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Mit meinem von der Ökumene geweiteten Blick sehe ich, dass es in vielen Ländern dieser Welt auch anders geht.“

Hilke Wiegers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit EV. Dekanat Ingelheim-Oppenheim

Ein anspruchsvolles Ehrenamt: Die Notfallseelsorge Mainz-Bingen startet Grundkurs

Infoabende am 9.7. in Heidesheim und am 11.7. in Dienheim, Kursbeginn am 20.9.2024

Es gibt viele Ehrenämter im kirchlichen Bereich – vom Kindergottesdiensthelfer bis zur Lektorin, vom Besuchsdienst bis zum Bauausschuss. Doch wohl kein anderes Ehrenamt ist so nahe dran am Grundauftrag der Kirche, Menschen in Not beizustehen, wie die Notfallseelsorge. Sie wird in den Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms wie auch in den Städten Mainz und Worms in ökumenischer Trägerschaft des Bistums Mainz und der Ev. Kirche in Hessen und Nassau geleistet – mit jährlich rund 100 Einsätzen pro Landkreis oder Stadt. Diese sind überwiegend im häuslichen Umfeld: nach erfolgloser Reanimation, beim Überbringen von Todesnachrichten mit der Polizei, nach Suiziden, seltener bei Unfällen auf der Straße oder am Gleis.

Die bundeseinheitliche Ausbildung in Psychosozialer Notfallversorgung, PSNV, umfasst 120 Unterrichtseinheiten, wobei das Grundmodul zu eigenem Umgang mit Krisen, Kommunikation, Einführung in die Psychologie und seelsorgerlicher Haltung 40 UE umfasst. Dieses Grundmodul wird von der NFS Rheinhessen in insgesamt 6 Tagen vermittelt: Freitag, 20.9., 17.00-21.00, Samstag, 21.9. und Sonntag, 22.9., 9.17.00 sowie Freitag, 1.11. – Sonntag 3.11., jeweils 9-17.00. Der Kurs findet in Heidesheim statt. Weitere Module folgen: 24.-26.1., 14.-16.3. und 16.-18.5.2025.

Voraussetzungen für die Mitarbeit in diesem qualifizierten Ehrenamt sind u.a.: Mindestalter 25 Jahre, Akzeptanz der christlichen Werte, ein eigenes Fahrzeug und hohe psychische Belastbarkeit. Ein Höchstalter gibt es nicht – die NFS hat auch Einsatzkräfte im Rentenalter. Vor Beginn der Ausbildung führt der jeweilige Leiter/die jeweilige Leiterin des NFS-Systems, in dem die Interessentin bzw. der Interessent wohnt, ein Gespräch mit ihr bzw. ihm, um zu klären, ob die NFS das passende Ehrenamt ist. Für die Ausbildung entstehen keine Kosten. Sie wird aus Mitteln der EKHN und des Bistums Mainz getragen.

Zum Kennenlernen und zur Vorstellung des Ausbildungsprogramms lädt die NFS Rheinhessen zu zwei gleich gestalteten Abenden (jeweils von 19-21.00) ein. Hier können alle Fragen zur Notfallseelsorge und zur Ausbildung gestellt werden: am Dienstag, 9.7.2024 im Ev. Gemeindehaus Heidesheim, Im Dechand 1, und am Donnerstag, 11.7.2024 im Ev. Gemeindehaus Dienheim, Tulpenstr.3. Beide Orte sind auch gut mit der Bahn erreichbar, Parkplätze in der Nähe.

Weitere Infos zum Kurs und zur Notfallseelsorge bei den Hauptamtlichen im Landkreis Mainz-Bingen:
Pastoralreferentin Esther Braun-Kinnen,
und Pfarrer Johannes Hoffmann,

Hilke Wiegers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Für ein gutes Miteinander und persönlichkeitsbildende Bildungsarbeit

Britta Nicolay ist die neue Dekanatsjugendreferentin im Dekanat Ingelheim-Oppenheim

Zum 1. Februar 2024 hat die Evangelische Jugend im Dekanat Ingelheim-Oppenheim mit der Sozial- und Religionspädagogin Britta Nicolay Verstärkung bekommen. Die gebürtige Rheinland-Pfälzerin wechselt als Dekanatsjugendreferentin vom Dekanat Rheingau-Taunus auf die „andere“ Rheinseite und bringt viel Erfahrung insbesondere im Bereich Konfirmanden- und Jugendarbeit mit.

In Oberhausen bei Kirn geboren studierte sie zunächst Religionspädagogik an der FH Hannover und setzte dann noch einen Bachelor in Sozialer Arbeit „obendrauf“. Ihr Anerkennungsjahr absolvierte sie am Stadtjugendpfarramt in Wiesbaden und lernte dort das ganze Spektrum der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit kennen. „Dort“, erinnert sich die junge Frau, „konnte ich mich ausprobieren.“ Der Wechsel als Berufseinsteigerin in den Untertaunus im Jahr 2015 brachte ihr viel Erfahrung in die Jugendarbeit auf dem Land. Für acht Kirchengemeinden war sie als Gemeindepädagogin verantwortlich, organisierte die Konfirmandenarbeit, plante Teamerschulungen. Schon drei Jahre später übernahm sie als Dekanatsjugendreferentin für den Rheingau und den Untertaunus die Verantwortung unter anderem für den jährlichen Dekanatskonfirmandentag, die Dekanats-Jugendfreizeiten und organisierte zahlreiche Fahrten für ihre Gemeinden zum EKHN-Jugendkirchentag.

Recherchiert man ihre bisherige Arbeit im Internet, erfährt man, wie sehr die bescheidene junge Frau, Jugendliche zu für kirchliches Engagement zu begeistern weiß. Zum Beispiel indem sie (im Rheingau im Team mit dem dortigen Dekanatskantor) eine Jugend-Band gründete (sie selbst spielt Querflöte). „Musik“, das weiß Britta Nicolay aus eigener Erfahrung, „ist auch für Jugendliche ein anderer Zugang dafür, sich auszudrücken, und gleichzeitig kann auch so in der Gemeinde Verkündigung stattfinden.“ Sehr gute Erfahrung bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen machte sie auch mit längeren Freizeiten. „Mir war es immer wichtig“, berichtet sie, „so vielen jungen Menschen wie möglich die Teilnahme zu ermöglichen. Denn gerade, wenn man länger gemeinsam unterwegs ist, entsteht ein gutes Miteinander, wird auch eine persönlichkeitsbildende Beziehungsarbeit möglich.“ Und von dieser Beziehungsarbeit profitiert in der Folge dann auch die Jugendarbeit im Dekanat, denn das positiv erlebte Gemeinschaftsgefühl motiviert viele der Teilnehmenden sich auch weiterhin ehrenamtlich in der kirchlichen Jugendarbeit zu engagieren.

Kein Wunder, dass eines der ersten Projekte, die Britta Nicolay in die Kinder- und Jugendarbeit des Dekanats Ingelheim-Oppenheim mitgebracht hat, eine 12-tägige Spanienreise für Jugendliche ist. Die 26 Plätze der Freizeit waren sehr schnell ausgebucht. Auch hier war es der Dekanatsjugendreferentin wichtig, dass die Reise erschwinglich ist: „Das Portemonnaie zuhause wird immer schmäler“, erzählt sie, „die Familien haben immer weniger Geld“. Als Konsequenz auch aus der Tatsache, dass auch der Kirche immer weniger Geld zur Verfügung steht, möchte sie nun neue Wege gehen, um die Angebote für Kinder und Jugendliche zumindest teil zu finanzieren.

Und sie berichtet von einem Schlüsselerlebnis, dass sie in Bezug auf die Finanzierung von Aktivitäten in der Jugendarbeit hatte: „Als wir im Dekanat Rheingau-Taunus für eine mehrtägige Freizeit im holländischen Ameland warben, erhielt ich eines Tages den Anruf eines älteren Herrn, der sich bereit erklärte, die Freizeit finanziell zu unterstützen. Er berichtete mir davon, dass eine Ferienfreizeit auf Ameland zu seinen schönsten Kindheitserinnerungen gehörte.“ So konnten man einem teilnehmenden Kind, deren Familie nur wenig Geld hatte, die Freizeit finanzieren. „Ohne Fundraising“, das weiß Britta Nicolay, „wird es auch in diesem Arbeitsbereich zukünftig nicht gehen.“ Aus diesem Grund, absolviert die Dekanatsjugendreferentin derzeit eine Fundraising-Fortbildung der Fundraising Akademie.

An ihrem neuen Arbeitsplatz im Dekanat Ingelheim-Oppenheim schätzt Britta Nicolay, die Offenheit, die ihr entgegengebracht wird und hofft, von der Erfahrung ihrer neuen Kolleginnen und Kollegen zu profitieren. „Meine Kollege Dekanatsbildungsreferent Volker Heuser zum Beispiel ist in vielen kommunalen und kirchlichen Gremien super vernetzt und kennt sich mit dem Thema ‚Zuschüsse‘ bestens aus“, erklärt Britta Nicolay. Sie weiß von den zahlreichen Anforderungen, die im Bereich Kinder- und Jugendarbeit an ihren Beruf gestellt werden: „Wir müssen Allrounder sein. Wir sind unter anderem Pädagogen, Psychologen, Theologen, Lehrer, Mama und Mediendesigner in einem“, fasste sie vor einigen Jahren einmal ihr Berufsbild zusammen. Man ahnt, dass die ruhige junge Frau ihre Arbeit auch mit in ihr Privatleben nimmt. Aber was macht sie, wenn sie nicht im Dienst der Kinder- und Jugendarbeit unterwegs ist? Dazu muss man nur einen Blick unter ihren Schreibtisch in der Nieder-Olmer Dekanatsverwaltung werfen, denn dort liegt ganz still und geduldig, die 7-jährige Mischlingshündin Carla. Mit ihr unternimmt Britta Nicolay in ihrer Freizeit gerne Wander- und Fahrradtouren – aber jetzt nicht mehr im schönen Rheingau-Taunus, sondern im schönen Rheinhessen.

Hilke Wiegers
Dekanat Ingelheim-Oppenheim; Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

„Gemeinsam Neues wagen“

Evangelische Dekanatssynode wählt Dekan Olliver Zobel für weitere sechs Jahre
„Dekan Olliver Zobel, die Zweite (Amtszeit)“: Stilvoll mit zwei Filmklappen posierten der Dekanatssynodalvorstand, die Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land, Pfarrerin Henriette Crüwell (3.v.r.), die Landrätin und Synodale Dorothea Schäfer (2.v.l.) mit dem wiedergewählten Dekan Olliver Zobel (5.v.r.) vor der Kamera. (Foto: Hilke Wiegers)

„Ich habe Lust, mit Ihnen und Euch in den kommenden sechs Jahren weiter zu überlegen, wie eine bunte und vielfältige Kirche aussehen kann, was wir lassen können, ohne diese Vielfalt zu verlieren, und vor allen Dingen, wo wir neue Möglichkeiten finden, Neues wagen können und unseren Platz im gesellschaftlichen Diskurs festigen.“ Mit diesen Worten erklärte Dekan Olliver Zobel am Freitag, den 16. Februar 2024, vor der II. Synode des Evangelischen Dekanats Ingelheim-Oppenheim in Ingelheim seine Bereitschaft, ein zweites Mal für das kirchliche Leitungsamt des Dekans zu kandidieren.

Mit Wahl auf Zukunft gut vorbereitet

Die Zustimmung der über 60 Vertreterinnen und Vertreter aus den 41 Kirchengemeinden des Dekanats war groß. Und so wurde Pfarrer Olliver Zobel auf der 7. Tagung der II. Synode des Dekanats mit großer Mehrheit für eine weitere sechsjährige Amtszeit wiedergewählt. Einer Amtszeit, die angesichts der zahlreichen Herausforderungen, denen sich die Evangelische Kirche auch in der Region derzeit gegenübersieht, sicherlich nicht leicht werden wird. Doch Synodale wie auch die Pröpstin für Rheinhessen und das Nassauer Land, Pfarrerin Henriette Crüwell, wissen, dass sie mit der Wahl Zobels auf die Zukunft gut vorbereitet sind.

Durch stürmische Zeiten gesteuert

„Der macht das schon gut“, zitierte Pröpstin Crüwell, die für den Wahlvorgang Zobels der Synode vorübergehend vorstand, zwei Synoden-Besucherinnen. Als Mitglied der Kirchenleitung ergänzte sie außerdem, dass sie von vielen Seiten Lob für die bisherige zielorientierte Leitung des Dekanats durch Pfarrer Zobel gehört habe. Immerhin stand der nun neu gewählte Dekan bereits der 2019 vollzogenen Fusion der beiden Dekanate Ingelheim und Oppenheim vor, und musste – natürlich unterstützt von Synode, dem Dekanatssynodalvorstand, den Haupt- wie Ehrenamtlichen – das regionale Kirchenschiff durch die stürmischen Zeiten von Corona und der ersten Phase des Kirchenreformprozesses ekhn2030 steuern.

Schwerpunkt „Nachhaltigkeit“

Nach diesem ersten großen Tagesordnungspunkt mit der Wiederwahl wandte sich die Synode dem Thema „Nachhaltigkeit“ zu. Die Referentin für Klimaschutz im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN, Kathrin Saudhof, hielt dazu einen Impulsvortrag und forderte zum Austausch darüber auf, wie in den neu gebildeten Nachbarschaftsräumen des Dekanats das Thema praktisch umgesetzt werden könne. Anschließend wurde Pfarrer Johannes Hoffmann zum Mitglied in den Beirat der Regionalen Diakonie Rheinhessen gewählt.

Die Referentin für Klimaschutz im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN, Kathrin Saudhof (ganz links), bei der Auswertung des Feedbacks der Synodalen zu ihrem Impulsvortrag zum Thema „Nachhaltigkeit“. Das Thema liegt Dekan Zobel (ganz rechts) besonders am Herzen, u. a. weil er an der Erarbeitung eines EKHN-Klimaschutzgesetzes, das 2024 verabschiedet werden soll, mitgearbeitet hat. (Foto: Hilke Wiegers)

Personalien und Jugendaustausch

Unter „Aktuelles aus dem Dekanat“ begrüßte Dekan Zobel die neue Dekanatsjugendreferentin Britta Nicolay und die neue Dekanatssekretärin Silke Zahn (ab 1.3.24 ). Außerdem gab er noch einen Überblick über den weiteren Verlauf des Nachbarschaftsprozesses im Dekanat. Zum Abschluss der Synode berichtete der Profilstelleninhaber für Mission und Ökumene, Pfarrer Hartmut Lotz, zusammen mit Jugendlichen aus den Dekanaten Ingelheim-Oppenheim und Alzey-Wöllstein von einem Jugendaustausch der ökumenischen Partnerschaft zwischen der EKHN und der Evangelische Kirche in Minahasa (GMIM).

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Von der Herausforderung, Menschen in Notsituationen zu begleiten

Johannes Hoffmann ist neuer evangelischer Leiter der Notfallseelsorge in Mainz
Pfarrer Johannes Hoffmann im Dienst – seine Jacke in leuchtend gelber Farbe und mit dem Logo der Notfallseelsorge weist deutlich auf seine Funktion hin.

Knapp eine Stunde vor unserem morgendlichen Gesprächstermin kam seine erste Absage – ein Einsatz ging vor. Wir verschoben unser Treffen auf den späten Vormittag, doch auch das klappte nicht, denn schon wieder wurde er an einem anderen Ort gebraucht. Pfarrer Johannes Hoffmann für ein Interview zu treffen, ist manchmal nicht einfach, aber auch nicht verwunderlich, denn Hoffmann ist mit Leib und Seele nicht nur im Landkreis Mainz-Bingen evangelischer Leiter der ökumenischen Notfallseelsorge , sondern er hat auch seit dem 1. September 2023 mit seiner zweiten halben Stelle die evangelische Leitung der ökumenischen Notfallseelsorge in Mainz übernommen. Dafür hat er seine langjährige Pfarrstelle in der Kirchengemeinde Guntersblum aufgegeben. Und nun sitzen wir in seinem kleinen, aber gemütlichen Büro im Haus der Evangelischen Kirche in Mainz und sprechen über seine ebenso abwechslungsreiche wie herausfordernde Arbeit.

Notfallseelsorge als Grundauftrag der Kirche

Was den Theologen für seinen Einsatz, der ihn nicht selten mitten in der Nacht aus dem Bett holt, motiviert, ist die Erkenntnis: „Menschen in Notsituationen zu begleiten und ihnen Zuwendung zu geben, ist ein Grundauftrag der Kirche.“ Und so setzt der zupackende 58-Jährige, der lange Jahre in seiner Kirchengemeinde Guntersblum auch ehrenamtlich als Feuerwehrmann aktiv war, seine ganze Energie dafür ein, Menschen Trost und Halt zu geben, die z. B. den plötzlichen Tod eines nahen Angehörigen verkraften müssen. Aber natürlich fallen dem evangelischen Leiter der ökumenischen Notfallseelsorge neben Einsätzen noch so einige andere wichtige Aufgaben zu.

Aus- und Fortbildung, Dienstpläne, Netzwerke und Blaulicht-Gottesdienst

So ist er zusammen mit seiner katholischen Kollegin im Landkreis Mainz-Bingen für die Erstellung eines Dienstplans für die hier meist ehrenamtlichen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger zuständig, organisiert – ebenfalls mit der katholischen Seite der Notfallseelsorgeleitung der Stadt Mainz und des Landkreises die Aus- und Fortbildung der Notfallseelsorgekräfte, begleitet Hospitanten, koordiniert größere Einsätze, wie 2021 während der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal, behält die Finanzierung seines Aufgabenbereichs im Blick und pflegt gleichzeitig den Kontakt mit den kommunalen Behörden. Geistliche Impulse, „Spirituelle Tankstellen“ und ein einmal jährlich im Landkreis Mainz-Bingen stattfindender „Blaulicht“-Gottesdienst gehören außerdem zu seinem Aufgabenbereich.

„Vom Vertrauen getragen, dass Gott uns die Worte gibt, die wir brauchen“

Kein Wunder, dass Johannes Hoffmann selten in seinem Mainzer Büro anzutreffen ist. Netzwerkpflege ist angesagt, aber auch – wie erwähnt – so einige Notfallseelsorge-Einsätze, gerade dann, wenn z. B. tagsüber ehrenamtliche Notfallseelsorger wenig Zeit haben. Was gibt ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen nun die Kraft, Menschen in z. T. dramatischen Situationen zu trösten? Klar, dass ihnen der eigene Glaube und eine intensive Vorbereitung auf diese Aufgabe hilft, aber auch dass viele das große Vorbild Jesus, der bedingungslos zu den Menschen ging, motiviert. „Das klingt vielleicht“, räumt der Theologe ein, „zunächst etwas pathetisch, aber dadurch, dass wir uns von Jesus gesandt fühlen, sind wir auch von dem Vertrauen getragen, dass Gott uns in den entscheidenden Einsatzsituationen die Worte gibt, die wir brauchen, und uns die Kraft gibt, auch zu schweigen, wenn es angebracht ist.“

„Die gesellschaftliche Akzeptanz der Notfallseelsorge ist hervorragend“

Außerdem helfe, so Hoffmann, den Ehren- wie Hauptamtlichen in der Notfallseelsorge, dass “die gesellschaftliche Akzeptanz für Notfallseelsorge hervorragend ist“. Dazu sei die Zusammenarbeit mit anderen Einsatzkräften wie der Feuerwehr, der Polizei und den Rettungsdiensten, von denen die Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger in der Regel angefordert werden, sehr gut. Während die Einsatzkräfte z. B. nach der Feststellung des Todes einer Person oft zum nächsten Einsatz müssen, bleibt die Notfallseelsorge, hat Zeit für ein Gespräch oder – wenn es gewünscht ist – auch für ein Gebet. Manchmal wird auch um eine Aussegnung des oder der Toten gebeten: „Das ist“, so Pfarrer Hoffmann, „ein ganz altes, fast vergessenes Ritual, das immer mehr nachgefragt wird.“ Und Hoffmann ist sich sicher: „Es ist gut, dass der letzte Blick der Hinterbliebenen auf die Verstorbene bzw. den Verstorbenen von Gottes Wort begleitet wird.“ Und er ist dankbar dafür, dass evangelische wie katholische Kirche diese wichtige Arbeit im Wesentlichen über die Kirchensteuer finanzieren. Was sich Notfallseelsorger Hoffmann für die Zukunft wünscht? Mehr engagierte Ehrenamtliche auch in diesem Aufgabenbereich. „Zwar gibt es wohl kaum ein anderes Ehrenamt, das so anspruchsvoll ist wie die Notfallseelsorge“, erklärt er, „Dennoch ist es ein durchaus auch für ältere Leute gut geeignetes Ehrenamt, die fit sind und nachts noch Auto fahren können.“

Wer mit Pfr. Hoffmann Kontakt aufnehmen möchte, kann dies unter   oder 0179 4172696 tun.

Hilke Wiegers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Ev. Dekanat Ingelheim-Oppenheim

Ein Dekanat – fünf Nachbarschaftsräume

Synode beschloss übergemeindliche Struktur der Zukunft

Am Ende des Abends war das Ergebnis eindeutig: Mit großer Mehrheit beschlossen die Synodalen des Evangelischen Dekanats Ingelheim-Oppenheim bei ihrer jüngsten Tagung im Gemeindehaus der Binger Johanneskirche die Bildung von fünf Nachbarschaftsräumen, in denen die 41 Gemeinden des Dekanats zukünftig enger zusammenarbeiten werden.

Wichtige Rahmenbedingungen für die Entscheidung

Damit folgten die Synodalen im November 2023 einem Entwurf des Dekanatssynodalvorstandes, der diese neue übergemeindliche Struktur ausgearbeitet hatte. Wesentliche Aspekte für die festen Gemeindekooperationen sind: eine ausreichende Größe, Handlungsfähigkeit und ein guter Bezug zum Sozialraum. Die Einführung dieser Nachbarschaftsräume gehört zu den zentralen Elementen des kirchlichen Zukunftsprozesses ekhn2030, mit dem die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau zukünftig – trotz zurückgehender Mittel – Präsenz zeigen und gut weiterarbeiten möchte.

Weiterentwicklung der Nachbarschaften im kommenden Jahr

„Lasst uns diese Nachbarschaften im neuen Jahr gemeinsam weiterentwickeln und gestalten“, ermutigte Dekan Olliver Zobel die Synodalen nach der Abstimmung. Ab 2024 stehen für die neu gebildeten Kooperationsräume weitere Schritte für eine intensivere Zusammenarbeit an: z. B. Entscheidungen zur Nutzung der gemeindlichen Gebäude. Außerdem sollen Pfarrer/innen, Gemeindepädagog/innen und Kirchenmusiker/innen innerhalb der Gemeindekooperationen als multiprofessionelle Teams gemeinsam das Evangelium kommunizieren. Dieser Prozess des Zusammenwachsens wird nicht von heute auf morgen gelingen, sondern er wird sich bis 2030 entwickeln.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Blick

Ein zweites wichtiges Thema der Synode war das Thema „Nachhaltigkeit“. Dekan Olliver Zobel berichtete davon, dass sich die Dekanatsverwaltung hier bereits auf den Weg gemacht hat. Denn sie unterzieht sich derzeit einer freiwilligen Umweltzertifizierung, an deren Ende das kirchliche Zertifikat des „Grünen Hahns“ stehen soll. Außerdem warb das DSV-Mitglied Cornelia Büttner dafür, den Ausschuss Gesellschaftliche Verantwortung des Dekanats wiederzubeleben. Und schließlich möchte sich das Dekanat bei der EKHN darum bewerben, eine Klimaschutzmanagerin bzw. einen Klimaschutzmanager zur Verfügung gestellt zu bekommen. Kein Wunder, dass sich die für Februar 2024 geplante nächste Dekanatssynode vermutlich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen wird.

Link-Tipp: Mehr Informationen zu „ekhn2030“ und die Karte der Nachbarschaften finden Sie auf der Website des Evangelischen Dekanats Ingelheim-Oppenheim unter www.evangelisches-dekanat-ingelheim-oppenheim.de.